Editorial
Dieses Schuljahr neigt sich nun endlich dem Ende zu. Die Wechselbäder der Gefühle, zwischen Hybridunterricht, Distanzunterricht und Präsenzunterricht mit allen Schülerinnen und Schülern am Berufskolleg hinterlassen bei uns allen Beteiligten Spuren. Die spürbaren Mehrbelastungen, die wir alle in den letzten Tagen, Wochen und Monaten erfahren haben, durch die Aufgabenerweiterungen seitens der Dokumentationspflicht, Testpflicht, gleichzeitigen Präsenz- und Distanzunterricht und durch die geteilten Lerngruppen, kommen wir alle an einen Punkt, wo wir unser Handeln als pädagogische Fachkraft konstruktiv reflektieren.
Ich habe in den letzten Wochen mit vielen Kolleginnen und Kollegen gesprochen, die sich trotz ihrer professionellen Einstellung teilweise die Sinnfrage gestellt haben: „Wozu mache ich das Ganze? Wie soll ich auf dem digitalen Wege in meinem Fach alle Schülerinnen und Schüler erreichen?“ Vielleicht ist es auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, so ergangen.
In diesem Heft, der Juni-Ausgabe, haben wir wieder spannende Themen für Sie zusammengefasst. Den Auftakt stellt diesmal ein Unterrichtsfach, welches man nicht sofort auf dem Schirm hat, wenn wir vom Unterricht am Berufskolleg reden. Die Rede ist vom Religionsunterricht.
In der Artikelreihe „Religionsunterricht am Berufskolleg“ gehen unsere Autoren in drei Artikeln diesem Unterrichtsfach auf verschiedene Art und Weise nach.
Herr Dr. Christian Uhrig geht in seinem Artikel „Eine Chance für den Religionsunterricht?!“ als Bezirksbeauftragter für den Kath. Religionsunterricht an Beruflichen Schulen im Bezirk Essen mit verschiedenen Perspektiven an dieses Thema heran. So werden auf interessante Weise die Sichtweisen der Fachkolleginnen und -kollegen, aber auch die der Schülerinnen und Schüler sehr treffend widergespiegelt. Es bedarf also der verschiedenen Betrachtungsweisen, um die Legitimität des Fachs Religion am Berufskolleg herauszustellen. Eine andere Herangehensweise an das Thema hat der Autor Thomas Feldmann. Er setzt sich theoretisch mit der konstruktivistisch orientierten Religionsdidaktik auseinander. Sein Artikel soll prüfen, ob der Konstruktivismus als Legitimationsfolie und als methodisch-didaktisches Prinzip für das Fach Katholische Religionslehre an Berufskollegs bruchlos übernommen werden kann oder nicht. Um nicht die praktische Arbeit des Religionsunterrichts am Berufskolleg zu vergessen setzt Herr Prof. Dr. Andreas Obermann den Schlusspunkt. In seinem Artikel „Auf Corona reagieren…“ zeigt er die unterschiedlichen Praxiserfahrungen von den Kolleginnen und Kollegen mit dem Religionsunterricht in Zeiten der Pandemie auf.
Die verschiedenen Praxisbeispiele sollen verdeutlichen, dass der Religionsunterricht, wie alle Unterrichtsfächer gleichermaßen, herausfordernd, didaktisch und auch methodisch durch den vermehrten Einsatz digitaler Lernplattformen und Lerntools auf die unterschiedlichen Situationen der Pandemie reagieren kann.
Im zweiten Themenblock „Lehren und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung“ stellt der Autor Herr Prof. Dr. phil. Ralf Lankau in seinem Artikel „Digitalisierung ist kein pädagogisches Konzept“ die notwendigen Fragen zum sinnvollen Einsatz von Digitaltechnik im Unterricht. Die Forderungen nach mehr IT in Schulen sind allgegenwärtig, lassen aber vergessen, dass der Fernunterricht einen erhöhten Betreuungsaufwand bedeuten.
Corona sollte nach Herrn Lankau kein Argument pro Digitalisierung, sondern pro Pädagogik sein. In den Phasen des irregulären Unterrichtens (Fern- und Hybridunterricht) braucht das System Schule mehr pädagogisch und psychologisch qualifizierte Menschen, um die notwendige Betreuung und Begleitung von Kindern und Jugendliche (nicht nur) aus bildungsfernen Schichten sicher zu stellen. Es geht in den Schulen nicht nur um eine bessere technische Ausstattung, sondern um einen Paradigmenwechsel.
Im dritten Themenblock beschäftigt sich unser stellvertretender Landesvorsitzender Detlef Kühn mit der Reform der Lehrerfortbildung. Trotz des sehr stressigen und hektischen schulischen Alltags, gilt für jede Kollegin bzw. jeden Kollegen, dass man eine Fortbildungspflicht hat. Sie dient der Weiterentwicklung der Lehrerprofessionalität, so dass sich das Schulsystem ebenfalls weiterentwickeln kann. Das Ministerium für Schule und
Bildung (MSB) hat dazu ein Expertengremium beauftragt, eine Stellungnahme zu erstellen. Die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung für das bestehende Fortbildungssystem lässt für Detlef Kühn die eine spannende Frage aufkommen: „Wird das Fortbildungssystem ein staatliches bleiben oder wird zukünftig Fortbildung durch Dritte – also private Anbieter erfolgen?“ Seien Sie gespannt!
Auch in dieser Ausgabe haben wir, das Redaktionsteam, versucht, Ihnen ein großes und abwechslungsreiches Spektrum an Themen zu präsentieren, welches Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, hoffentlich wieder begeistern wird.
Falls Sie Anregungen haben, Tipps und Tricks aus dem schulischen Alltag oder einfach nur konstruktiv-kritische Anmerkungen zu unseren Themen im Heft haben, dann schreiben Sie uns bitte unter bbw@vlbs.de an!
Ich wünsche Ihnen stellvertretend für das gesamte Redaktionsteam nun viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe des beruflichen Bildungswegs und verbleibe herzlichst, Ihr
Roland Nickschus
Mitglied des Redaktionsteams
Schreiben Sie uns auf bbw@vlbs.de

