Minister Laumann würdigt Berufskollegs im Dialog mit dem vlbs NRW – 75 Jahre Engagement für berufliche Bildung

 

Düsseldorf, 10. Oktober 2025

Nah dran, handfest und herzlich – so erlebten die Gäste des vlbs-Herbstempfangs Minister Karl-Josef Laumann (Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen) in der Geschäftsstelle des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen (vlbs). Der Besuch des Ministers war zugleich Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes – und ein starkes Signal für die Bedeutung beruflicher Bildung im Land.

75 Jahre vlbs NRW – Verantwortung, Netzwerk und Gestaltungskraft

In seiner Jubiläumsansprache blickte vlbs-Vorsitzender Olaf Schmiemann auf die Geschichte des Verbandes zurück:
„Seit 1950 steht der vlbs NRW für Qualität, Engagement und Solidarität. Unsere Mitglieder begleiten Generationen junger Menschen auf ihrem Weg in den Beruf – praxisnah, motiviert und mit Herzblut.“

Er erinnerte daran, dass der vlbs seit seiner Gründung Bildungspolitik in NRW aktiv mitgestaltet hat – von der Einführung der Berufskollegs über die Digitalisierung bis zur Lehrkräftebildung. Der Verband sei heute ein starkes Netzwerk, das Praxis, Wissenschaft und Politik verbinde. Schmiemann dankte Minister Laumann ausdrücklich dafür, dass der vlbs als Sachverständiger in den Landesausschuss für Berufsbildung berufen wurde – „ein Zeichen großer Wertschätzung und Vertrauens in die Kompetenz unserer Mitglieder“.

Minister Laumann: „Berufskollegs sind die vielfältigste Schulform, die wir haben.“

Minister Laumann sprach frei und persönlich. „Ich war Maschinenschlosser – und stolz darauf“, begann er. Sein beruflicher Werdegang prägte die Rede: Theorie und Praxis, so Laumann, seien keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Berufskollegs, sagte er, seien Orte, „an denen das Leben lernbar wird“.

Laumann würdigte die Berufskollegs als „vielfältigste Schulform“, in der unterschiedliche Biografien zusammenfinden – von Jugendlichen ohne Abschluss bis zu angehenden Fach-/Abiturient:innen. Diese Vielfalt sei keine Belastung, sondern eine Stärke: „Keine andere Schulform weist ein solch breites Spektrum an Bildungsgängen und allgemeinbildenden und beruflichen Abschlüssen auf.“

Programme mit Wirkung: Orientierung, Übergang, Ausbildung

Mit konkreten Beispielen zeigte Laumann, wie Politik praktische Wege eröffnet. Die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) bietet Jugendlichen systematische Berufsorientierung ab Klasse 8, von Potenzialanalysen über Praktika bis zu individuellen Übergangsvereinbarungen. Die begleitende Evaluation zeige, dass Übergänge in Ausbildung und Beruf dadurch messbar verbessert werden.

Darauf aufbauend treibe das Programm „Ausbildungswege NRW“, gestartet 2023, die individuelle Begleitung junger Menschen weiter voran. Übergangslotsen und Coaches unterstützen Jugendliche ohne Ausbildungsplatz – bislang wurden im Jahr 2025 rund 11.000 junge Menschen erreicht. „Es geht um Gesichter, nicht um Zahlen“, so der Minister. „Wir müssen jeden Jugendlichen sehen, begleiten und stärken.“

Auch das Werkstattjahr und Angebote wie die „Ausbildungsbotschafter:innen“ seien wichtige Bausteine einer zukunftsfesten Ausbildungspolitik. Sie schaffen Perspektiven, Brücken und Motivation – gerade dort, wo Übergänge schwierig sind.

Berufliche Orientierung und Praktika als Schlüssel

Ein zentraler Punkt der Diskussion zwischen Minister, Lehrkräften und Verbandsvertreter:innen war die Berufsorientierung.
„Wir wünschen uns verbindliche Konzepte, die Kooperationen zwischen Sekundarstufe I und Berufskollegs systematisch ermöglichen“, forderte Frank Hoppen, stellvertretender vlbs-Landesvorsitzender. Berufskollegs verfügten über das Know-how, die Ausstattung und das Personal, um Jugendliche frühzeitig für technische und handwerkliche Berufe zu begeistern.

Laumann griff diese Gedanken auf: „Wir müssen junge Menschen früher an praktische Erfahrungen heranführen. Wenn Schülerinnen und Schüler erleben, was sie können, entdecken sie Talente, die sie selbst oft gar nicht kannten.“

Besonders die Bedeutung von Praktika wurde hervorgehoben. Sie seien das Bindeglied zwischen Schule und Betrieb – aber es brauche mehr Flexibilität, um passende Angebote zu schaffen. Laumann betonte: „Ein Praktikum ist eine Chance. Es muss Jugendlichen Türen öffnen – nicht verschließen.“

Wertschätzung, Integration und Haltung

Im Gespräch mit Lehrkräften zeigte sich Laumann nahbar und aufmerksam. Er sprach über die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte, über Anerkennung als Wertschätzung und über christlich geprägte Bildungswerte, die Halt und Orientierung geben.
„Ich möchte nicht über Ihre Arbeit reden – ich möchte sie verstehen“, sagte er an die Lehrkräfte gewandt. Diese Haltung prägte den gesamten Tag: gegenseitiger Respekt, offener Austausch und die gemeinsame Verantwortung, junge Menschen zu stärken.

Ein Tag der Nähe – und ein Blick nach vorn

Der vlbs NRW und Minister Laumann waren sich einig: Berufskollegs sind ein Schlüssel im Übergangssystem Schule – Beruf. Sie vereinen Bildung, Praxis und Wertevermittlung.
„Wenn wir die duale Ausbildung stärken wollen, müssen wir die berufliche Bildung insgesamt sichtbarer machen“, resümierte Olaf Schmiemann. Gleichzeitig mahnte der Verband, Themen wie Gewalt gegen Lehrkräfte und das Fehlen eines landesweiten Erfassungssystems ernsthaft anzugehen: „Wer Bildung stärken will, muss auch die Menschen schützen, die sie tragen.“

Der Tag endete mit großem Applaus und dem Gefühl, dass Politik und Praxis sich gegenseitig bereichern können – wenn man sich begegnet, zuhört und gemeinsam anpackt.

„Lasst uns das wiederholen“, sagte vlbs-Vorsitzender Schmiemann zum Schluss. „Denn wenn eine Stunde so vergeht, merkt man: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Olaf Schmiemann

vlbs-Vorsitzender

Frank Hoppen

vlbs-Pressesprecher

Heike Haarhaus

stv. vlbs-Vorsitzende